Juli – September

Glocke oder Sirene 

Was ist durchdringender: der Glockenschlag einer Kirchturmglocke oder das heulen der Alarmsirene?

Dieser Gedanke ging mir durch den Sinn, als Beides gleichzeitig am Samstag ertönte. Die Glocke rief zum Gottesdienst und die Sirene heulte auf zur Warnung. Glocke tönte gegen Sirene. 

Eigentlich eine zwiespältige Hörakustik, möchte man meinen.

Der Monatsspruch für Juli. Ich finde ihn passend. Die Glocken rufen zum Gebet, zum Innehalten, zur stillen Andacht. „Kommt zu mir, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken.“ Jesus lädt uns zu seiner Gemeinschaft ein. 

Manchmal bedarf es nur ein Gebet, ein Liedvers oder ein paar Töne von der Orgel, um auf andere Gedanken zu kommen, sich frei und ungebunden zu fühlen, sicher und beschenkt. In Gottes Hand liegt Kraft und Macht und in Jesus Liebe der ersehnte Friede. Schon der erste Glockenschlag löst ein friedliches Gefühl aus. Der Glockenton hat eine magische Kraft. Im Geheul der Sirene ist das anders. Im ersten Moment wird der Zuhörer aufgeschreckt, zuckt ängstlich zusammen und möchte sich instinktiv verstecken. Sirenen bedeuten; Achtung Gefahr, bring dich in sofort in Sicherheit! Gott sei Dank war es nur Probealarm, nicht wirklich gefährlich und beim zweiten Hinhören kehrte auch die Gewissheit ein, wieder sicher zu sein. 

Beim Lesen des Monatsspruchs August, fand ich die verbindliche Erklärung:

Ja, da ist jemand der aufpasst, der mich rechtzeitig warnt und es gut mit mir meint. Der mich durch die Gefahren leitet und führt. Manchmal brauchen wir Menschen Stimmen, die das Böse verkünden. 

Läuten oder Heulen?

Im Monatsspruch September steht die Antwort:

Es war egal welcher Ton uns rief, der Himmlische von der Kirchturmspitze oder der Strenge vom Sirenendach. Beide stimmten sich aufeinander ein und am Ende fand ich es für viel zu kurz, ein melodisches Ganzes heraus zu hören. Ich hätte der Mischung gern länger gelauscht.

Beides erkannte ich für mich als ein Hinweis Gottes. „Ich bin da, wann immer du mich brauchst! Komm zu mir in guten, wie in bösen Tagen.“ 

Der Herr möchte uns gern um sich haben und um an seiner Gemeinschaft teilzuhaben, müssen wir seine Einladung auch annehmen und seine Rufe hören und folgen.

Mit dem Gebet von Hildegard von Bingen möchte ich den Wettstreit schließen: 

„Freuen will ich mich, o mein Gott, beschützt und verteidigt von dir. Aus tiefem Seufzen von dir gerufen, gezogen von deiner durchgreifenden Macht, hast du mich sicher bei dir geborgen, gerettet von meinen Feinden.“

Glocke mit Sirene, 

was für eine göttliche Macht. 

Liebe Grüße und Gottes Segen, (egal auf welcher Art er uns ruft)

ich freue mich auf unsere Gemeinschaft in der Liebe des Herrn! 

Eure / Ihre 

Marlis Stephan